Nachts auf einem "Highway" in Chiapas [oder] Der Mexikanische Busfahrer an sich...

Veröffentlicht auf von Sarah Lesche

Soviel vorab, Mérida hat uns wieder - nach einer fantastischen Busfahrt von San Cristobal de las Casas durch das Hinterland von Chiapas.

Es war unsere erste mit "fast"-Überfall. Nachdem wir den Bus um ca. 19.30 Uhr in San Cristobal bestiegen hatten, ging zunächst (für mexikanische Verhältnisse) alles glatt.

Mitten in der Nacht, schätzungsweise mag es wohl 23 Uhr gewesen sein, weckte uns der Busfahrer mit den Worten, wir sollten eventuelle Wertsachen wohl besser nicht bei uns tragen, da der Bus wohl bald ausgeraubt werden würde...

Ah ja...danke für die Information

Nun begannen alle Busse rückwärts zu fahren. (Man fuhr zur Sicherheit in einer Art Kolonne, wobei sich mir der Sicherheitsaspekt nicht so wirklich erschließt. Immerhin müssen die Räuber so nachts nur einmal aufstehen, um alle Busse gleichzeitig zu erwischen...)

Man muss sich dieses Bild einmal vorstellen: Da fahren 6 oder 7 Busse hintereinander rückwärts auf einer Straße, die faktisch nur aus Kurven besteht und den Namen "Highway" auch nicht wirklich verdient, denn sie ist einspurig, und der Bus ist breiter als jene eine Spur... Das ganze Procedere zog sich unendlich lang hin, kilometerweit. Währenddessen waren wir damit beschäftigt, unser Geld zwischen den Sitzen zu verstecken. Sowas hatte ich auch noch nie gemacht... 

Der Busfahrer war nicht besonders auskunftsfreudig. Er sagte nicht, was er tun wollte oder vorhatte (wahrscheinlich hatte er keinen Plan), aber hey, ein anderer Bus wurde beschossen. Okay... 

Schließlich hielten wir an, irgendwo im Nirgendwo von Chiapas, um uns herum nur die winzige Straße und Wald, Wald, nichts als Wald. Die Warnblinker der Busse erhellten die Nacht; ich wartete auf den ersten epileptischen Anfall - es kam aber keiner.

Warum wir nicht die Polizei rufen würden, fragte Katharina den Busfahrer. Kein Empfang, so seine Antwort. Ich witterte eine Verschwörung. Als wenige Minuten später eine andere Frau die gleiche Frage stellte, winkte der Fahrer abermals ab. Die würden eh nicht kommen... 

Willkommen in Mexico!

Die Busfahrer nutzten die Gelegenheit nun erstmal, um ausführlich zu besprechen, was denn als nächsten zu tun sei - natürlich während sie ihre Sandwiches verputzten. (Mit leerem Magen denkt es sich ja auch nicht so besonders gut...) Sie debattierten wirklich seeehr lange, tranken ihre Colas, rauchen Zigaretten, man hätte meinen können, sie wären auf einem Betriebsausflug...

Nachdem die Busfahrer endlich satt waren, schienen sie den unfassbaren Plan geschmiedet zu haben, wir würden einfach weiterfahren. Also raste die Buskolonne in halsbrecherischem Tempo über den "Highway". Wie gut, dass es dunkel war - ich hätte nicht sehen wollen, was wir alles überfahren haben. In den Kurven wurde man ein bisschen hin- und hergeschleudert, aber was ist schon so ein bisschen Reiseübelkeit gegen so ein Abenteuer... 

Dennoch, die wir-fahren-erst-ganz-lange-rückwärts-und-warten-dann-einfach-ab-Taktik schien gut funktioniert zu haben. Unser Bus waurde dann doch nicht mehr überfallen. Wahrscheinlich waren die Räuber inzwischen eingeschlafen - oder sie debattieren noch.

 

Veröffentlicht in Mexiko verstehen...

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